Die Edition Nautilus ist vielleicht kein Schwergewicht, aber mit 50 Jahren Schaffenszeit zweifelsohne einer der erfahreneren unabhängigen Verlage Deutschlands. Persönlich schätze ich ihn aufgrund des facettenreichen und ungewöhnlichen Programms, das mir stets Werke präsentiert, die mich überraschen konnten.
Warum schreibe ich das hier? Weil viele unabhängige Verlage aktuell sehr belastet sind. Die Gründe sind vielfältig: Gesellschaftliche Unsicherheit führt zu Kaufzurückhaltung, die oft bei den eigentlich geschätzten Freizeitaktivitäten anfängt. Der Trend, nicht mehr zu den Produkten in den (Buch-)Handel zu gehen, sondern sie lieber bequem zu sich nach Hause zu ordern, setzt sich fort. Das stärkt den Giganten Amazon, ist für kleinere Verlage im Kampf um Sichtbarkeit jedoch fatal. (Und das, obwohl wir alle verfetten, also eigentlich echt runter von der Couch sollten! 😉 ) Die Medienaufmerksamkeit gilt immer mehr Serien als Literatur und wenn doch Büchern, dann primär Mainstream-Genres wie New Adult und Young Adult. Komplexeren Büchern wird – vielleicht auch mangels entsprechender Influencer-Vorbilder? – mit Vorsicht begegnet. Dabei finden sich gerade dort verborgene Schätze, ungewöhnliche Perspektiven und faszinierende Geschichten.
Zusammengefasst: Unabhängige Verlage können unglaublich viel bieten und stehen doch finanziell unter zunehmendem Druck. Auch, weil in Deutschland, im Gegensatz zu Österreich und der Schweiz, keine strukturelle Förderung stattfindet. Aber sollte sich ein Unternehmen, ja, auch ein Verlag ist nunmal ein Unternehmen, nicht wirtschaftlich selbst tragen? Grundsätzlich ist das richtig. Andererseits aber ist der Erhalt vielfältiger Literatur ein wichtiges Anliegen und gerade kleine und unabhängige Verlage, die keine großen Rücklagen ansammeln können, brauchen in Krisen Hilfe. Denn Experimente – und damit auch das Scheitern solcher – muss man sich leisten können. Ohne experimentelle Literatur aber versackt alles irgendwann in immer gleicher Mittelmäßigkeit. Und das wäre schade. Nicht zuletzt brauchen Verlage Zeit und Wege, um sich an die neue Situation anzupassen. Vielleicht aber auch Zeit, um auf die problematische Lage aufmerksam zu machen, wieder Begeisterung für ungewöhnliche Bücher zu wecken.
All das braucht unsere Unterstützung. Solidarität – in der Gesellschaft im Allgemeinen und zwischen Kunstschaffenden sowie Kunstgenießenden im Speziellen – ist heutzutage vielleicht wichtiger denn je. Wenn du weiter die Qual der Wahl auch ungewöhnlicher Literatur haben willst, lass der Edition Nautilus deine Unterstützung zukommen. Das kann in Form einer kleinen Spende geschehen – oder du stöberst einfach im Programm und schaust, was du Interessantes findest!
Mehr zum Anliegen findest du hier beim Verlag:
https://edition-nautilus.de/die-edition-nautilus-braucht-unterstuetzung/
PS: Der Appell stammt aus dem Herbst ’24, ich habe mich jedoch persönlich beim Verlag erkundigt – er ist nach wie vor aktuell und wird es, angesichts der Gesamtlage, wohl auch noch eine Weile bleiben.