Literaturbranche: Wettbewerbe

Literaturwettbewerbe

Egal ob als Laie, Profi oder irgendetwas dazwischen: Als Schreibbegeisterter in der Belletristik sucht man vermutlich fast immer nach den richtigen Möglichkeiten, das Ergebnis all seiner Bemühungen auch sinnvoll unterzubringen. Bei längeren Texten bieten sich hier ein passender Verlag (Versuch für Optimisten und Masochisten) oder Selfpublishing (Versuch für Marketingspezialisten) an. Aber was ist mit Lyrik, Kurzgeschichten und verwandten Gruppen? Zusammengefasst bleiben in diesem Fall folgende Möglichkeiten:

– Literaturzeitschriften

– Anthologien von (Klein-)Verlagen

– Selfpublishing, entweder zum Verkauf oder als „Werbung“ für andere Publikationen

Literaturwettbewerbe

 

Wie funktioniert das?

Literaturwettbewerbe werden von allen möglichen und unmöglichen Seiten ausgeschrieben: Von staatlichen und nicht-staatlichen Instituten, von Unternehmen oder Interessengruppen, Bildungseinrichtungen, Verwaltungen […] Manche sind über die Landesgrenzen hinaus berühmt – MDR-Literaturpreis! – andere interessieren bestenfalls ein Stadtviertel. Einige offerieren Preise von mehreren tausend Euro, andere gerade mal den Abdruck des eigenen Werks.

Üblicherweise werden in einem Wettbewerb Thema (falls vorhanden), literarische Gattung(en), Textlänge, unter Umständen noch Alter, Geschlecht oder ein bestimmter Wohnort / eine Region genannt. An diese Dinge sollte man sich generell halten, sonst ist die Einsendung von vorneherein sinnlos. Dazu ist unter Umständen die Einwilligung notwendig, dass der teilnehmende Text veröffentlicht wird (dazu später mehr). Nicht selten ist zudem die Anwesenheit des Autors bei der Preisverleihung erforderlich, gegebenenfalls auch mit Lesung des eigenen Textes.

Pro

Es gibt viel Auswahl für jedes Alter, jede Region, jedes Genre und jeden Geschmack.

Die Teilnahme an Wettbewerben kostet nichts, außer – sofern keine Bewerbung per Mail erwünscht ist – etwas Papier, Tinte, einem Umschlag und einer Briefmarke. (Von solchen, die eine Teilnahmegebühr verlangen, würde ich persönlich dringend raten, die Finger zu lassen.)

Ein großer und bekannter Wettbewerb kann ein Türöffner für alles Weitere sein, das Interesse von Verlagen wecken oder sich mindestens mal gut in der eigenen Bibliographie machen.

Literaturwettbewerbe bieten eine hervorragende Spielwiese für die eigenen Texte und die ausgeschriebenen Themen können durchaus eine Inspiration darstellen.

Contra

Auch im Zeitalter des Internets ist die Option „Mail“ noch nicht zu allen durchgedrungen. Da kann es schon passieren, dass sich die Veranstalter Text und Lebenslauf nicht nur gedruckt, sondern auch noch in 7facher Ausführung wünschen. Jetzt mal abgesehen vom Aufwand ist das auch aus ökologischen Gründen eher subideal.

Die Bedingungen sind oft sehr eng gefasst. Dass Genre, Länge und Textgattung vorgegeben sind, mag eine Sache sein. Häufig klingt das jedoch eher so: „Alle Autorinnen, die zwischen 33 und 35 Jahre alt, alleinerziehend und im südöstlichen Oberharz wohnhaft sind, sind herzlich eingeladen, ein zehnzeiliges Gedicht über die Lieblichkeit karierter Bettwäsche zu verfassen.“ Viel Spaß.

Nicht selten behalten die Veranstalter sich vor, auch Texte, die nicht prämiert werden, zu veröffentlichen, beispielsweise im Rahmen einer Zeitschrift oder Wettbewerbsanthologie. Diese werden mal verschenkt, mal verkauft – ein Autorenhonorar, und sei es noch so klein, oder Tantiemen werden jedoch generell nicht gezahlt. Ob das so akzeptabel ist oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Viele Veranstalter setzen die Anwesenheit der Autoren bei der Preisverleihung zwingend voraus – oft, damit sie ihre eigenen Texte vorlesen. Prämiert wird also nicht tatsächlich der beste Text (auch wenn das in der Ausschreibung steht), sondern der beste Text des Autors, der bereit und imstande ist ihn vorzutragen. Für Autoren, die Spaß an Öffentlichkeit und Bühne haben, die ihre Vorlesefähigkeiten trainieren oder einfach Erfahrungen sammeln möchten, sicher eine tolle Sache! Es gilt jedoch auch zu bedenken, dass all diejenigen, die zu erkrankt oder behindert sind, um eine Reise anzutreten, die aufgrund ihrer Arbeit oder kleiner Kinder nicht vor Ort sein können und auch diejenigen, die eben einfach keine Rampensäue sind und Aufmerksamkeit weniger schätzen, automatisch von einer Teilnahme ausgeschlossen sind. Meiner Ansicht nach entspricht das durchaus einer Form der Diskriminierung und wird dem Anspruch, tatsächlich die Literatur, also das Schreiben (!) und seine Qualität zu fördern, so nicht gerecht.

Zum Schluss

Wer sich für Literaturwettbewerbe interessiert, findet auf einigen Internetseiten aktuelle Listen, beispielsweise hier:

Wortmagier

…oder kann sich für den Newsletter der Autorenwelt  eintragen, in dem ungefähr alle zwei bis drei Wochen unter anderem alle relevanten und seriösen Literaturwettbewerbe des deutschsprachigen Raums aufgezählt werden.