Anthologien: Cover Klischees

Klischees der Phantastik

Klischees der Phantastik

 

Es war wieder einmal ein typischer Abend im Gasthaus »Zum stinkenden Ork«. Dolf der Krieger prahlte, die dralle Schankmaid auf dem Schoß, wie immer von überstandenen Abenteuern, von erschlagenen Drachen und geretteten Jungfrauen. In einer Ecke veranstaltete eine Gruppe zwergischer Söldner ein Wettrülpsen, für welches der kürzlich angereiste Elfenmagier nur ein angewidertes Verziehen der Lippen übrig hatte. Grimbold der Barbar saß an seinem Stammplatz, den Bier-krug in der einen und die geliebte Streitaxt in der anderen Hand. Sie alle warteten auf etwas. Sie warteten auf den geheimnisvollen Fremden, der ihnen einen Auftrag offerieren würde, an dessen Ende eine fürstliche Belohnung winkte, die sie selbstverständlich in mehr Bier in ihrem Stammlokal investieren würden.
Habt Ihr euch schon einmal gefragt, warum das so ist? Wo kommen eigentlich all diese phantastischen Klischees her? Sieben mutige Schreiber haben sich auf-gemacht, die Wahrheit zu ergründen. Seid gespannt, doch seht Euch vor: Nicht alles ist wie es scheint, und nicht jede Wahrheit ist einfach zu ertragen!

 

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Leseprobe

Firm von Finsterfeste hieb beinahe gelangweilt zu und sein Gegner sank lautlos nieder. Orks. Nix konnten die. Nichtsdestotrotz brachte ihm seine Unaufmerksamkeit eine Beinahe-Kollision mit einem Morgenstern ein. Gerade noch wich er aus und spaltete den Schädel des Angreifers mit einem satten „Flatsch“. Das war der letzte. Naserümpfend sah er zu, dass er verschwand. Orks waren eben nicht nur dumm und hässlich, sie stanken auch entsetzlich. Dass er die Hälfte der Horde von innen nach außen gekehrt hatte, verbesserte den Geruch nicht eben. Gut, wenn er ehrlich war, roch er vermutlich auch nicht viel besser, gewaschen hatte er sich zuletzt… naja, egal. Die fiesen Kadaver würde er jedenfalls nicht entsorgen, das konnten die Dorfbewohner schön selbst erledigen.

Zurück beim Gutshof des Bürgermeisters straffte er die Schultern und setzte sein Heldengesicht auf. Tatsächlich erwartete ihn bereits eine Menschenansammlung mit gespannten Gesichtern, zwischen Furcht und Begeisterung changierend. Firm band seine zu Panikattacken neigende Mähre „Edles Ross“ an einem Baum fest und kämpfte sich unter Einsatz von Schultern und Ellbogen durch den Pulk. Auch er hasste Menschenmengen, musste jedoch eingestehen, dass ihm der Jubel und die gehauchten Schreckensseufzer, angesichts seines blutbeschmierten, über die breite Brust gespannten Wams, gut taten. Im holzgetäfelten Amtszimmer des hiesigen Würdenträgers musste er die gewohnte Rede über sich ergehen lassen – mindestens die Hälfte des Textes hätte er selbst auswendig aufsagen können. Firm unterdrückte ein Gähnen und schielte unauffällig zu dem prall gefüllten Lederbeutel auf dem Schreibtisch herüber. Vermutlich spekulierte der Bürgermeister darauf, dass er die Belohnung generös ablehnen würde, doch er würde natürlich den Teufel tun. Wieder unten angekommen folgte erneut der Spießrutenlauf durchs Volk, dann saß er endlich auf Edles Ross und trieb das Vieh gen Wald, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Kaum war er außer Sichtweite, hieß es erst einmal Geld zählen. 18 Taler waren drin, 20 ausgemacht – aber diese Differenz war leider üblich. Und das lag mitnichten an den mangelnden Zählfähigkeiten der Verantwortlichen. Dummerweise entsprach es weder dem Bild, das er aufrechterhalten musste, vor den Augen aller nachzuzählen, noch zurückzukehren und dem säumigen Mann kräftig in den Hintern zu treten – obwohl er das zweifelsohne gekonnt hätte. Irgendwo verstand er die Dorfbewohner auch. 20 Taler waren eine stattliche Summe, ja fast schon ein kleines Vermögen für einen Bauern oder gar Knecht. Aber der wiederum hatte auch einen Hof mit Vieh und Land, oder wenigstens ein Dach überm Kopf und regelmäßige Arbeit. Er hingegen… Nun, offiziell kehrte er selbstverständlich zu seiner prachtvollen Burg zurück, wie es sich geziemte.